Vom 26. August 2020 bis 30. Mai 2021 zeigt das Märkische Museum Berlin die Sonderausstellung „“Chaos & Aufbruch – Berlin 1920|2020″ und widmet sich damit einem Ereignis, welches das heutige Berlin ganz wesentlich geprägt hat: die Gründung von „Groß-Berlin“ im Jahr 1920. Durch Eingemeindung benachbarter, bis dahin selbstständiger Städte und Gemeinden wurde Berlin damals neben New York und London zu einer der größten und bevölkerungsstärksten Städte der Welt. Aus diesem Anlass präsentiert das Stadtmuseum Berlin ab 26. August im Märkischen Museum die zentrale Sonderausstellung im Jubiläumsjahr: „Chaos & Aufbruch – Berlin – 1920|2020“.
Mit Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart geht sie der Frage nach, wie aus einem chaotischen Umbruch eine konstruktiver Aufbruch gestaltet werden kann. Eine historische und eine aktuelle Zeitebene laden in der Ausstellung zu einer Entdeckungsreise ein, die von den Problemen der Stadt bis zu Lösungsansätzen und deren Zukunftspotential führt. Dabei geht es um Wohnen, Verkehr, Erholung, Verwaltung, um die Anbindung an das Umland und auch um Zugehörigkeit.
Die Sonderschau nähert sich dem Thema nicht nur historisch und wissenschaftlich, sondern künstlerisch, partizipativ und journalistisch, um Denkanstöße und Impulse in die Stadtgesellschaft zu geben.
Die Ausstellung ist zugleich Teil des Kooperationsprojekts „Großes B – dreizehnmal Stadt“ mit den zwölf Berliner Bezirksmuseen. Neben den Ausstellungen im Märkischen Museum und in den Bezirken sowie einem umfangreichen Begleitprogramm bietet das gemeinsam konzipierte Online-Portal 1000x Berlin einen nachhaltigen Einblick in eines der wichtigsten Kapitel der Berliner Stadtgeschichte. 100 Fotografien zeigen, wie sich das Erscheinungsbild der Stadt von 1920 bis zur Gegenwart verändert hat.
Die Künstlerin und Architektin Natascha Küderli zeigt Film und Fotocollagen
Als Künstlerin und Architektin wirft Natascha Küderli in der Ausstellung mit Fotocollagen und ihrem fünffach preisgekrönten Film „Berlin – Layers of Movement“ einen besonderen Blick auf die vielschichtigen Verkehrsebenen Berlins. Der 45-minütige künstlerische Dokumentarfilm nimmt den Betrachter mit auf einen musikalisch unterlegten Trip entlang der Verkehrsadern der Stadt bei Tag und Nacht. Mit ins Neben-, Durch- und Übereinander von Fußwegen, Autostraßen, Schienen, Bootsrouten und sogar bis zum Abflug mit dem Flugzeug. „Für mich sind Verkehrswege wie Adern im menschlichen Körper. Durch sie fließt der Puls der Stadt“. (Zitat Küderli) Analog dazu variiert auch das Tempo im Film – mal fließt der Verkehr schnell, mal langsamer, bis hin zur Vollbremsung im Stau. Der Film ist eine Hommage an Berlin und gleichzeitig ästhetische Bestandsaufnahme der heutigen Stadt.
Küderli betrachtet Städte wie lebende Organismen
In ihrer Arbeit befasst sich Küderli bereits seit 1999 mit Bewegungen, Schichten und Ebenen von Städten (Projekte zu Berlin, München, Amsterdam u,a.). Das spiegelt sich im ausgestellten Film und ihren händisch hergestellten Fotocollagen unter anderem durch Überlagerungen und sich wiederholende und gespiegelte Bildsequenzen wider. Die Künstlerin betrachtet Städte wie lebende Organismen, die sowohl Körper als auch Seele und Geist besitzen: „Die Seele einer Stadt ist für mich „in historischen Ebenen“ angelegt, der Transport einer Stadt in „physischen Ebenen“. Der Transport geht dabei nicht in die Tiefe der Seele, belebt und versorgt aber den ganzen Körper einer Stadt. Wenn der Verkehr, vergleichbar mit Venen und Arterien, nicht funktioniert, kann eine Stadt sterben, genau wie ein Körper.“ (Zitat Küderli)
Film soll Reflexion über die Stadt und Lösungsansätze ermöglichen
Mit ihrer Herangehensweise reflektiert Küderli über aktuelle Probleme von Großstädten, wie der fortschreitenden Gentrifizierung, dem demografischen Wandel und dem Klimawandel. „Meine Vision ist es, eine funktionale und ästhetische Sichtweise von Städten aufzuzeigen und denjenigen, die meine Kunst erleben, eine Quelle der Reflexion zu bieten.“ (Zitat Küderli) Mit ihrem Film adressiert Küderli aktuelle Großstadtprobleme. Der Verkehr muss die gesamte Stadt versorgen und sich gleichzeitig den wachsenden Herausforderungen der modernen Gesellschaften stellen, etwa einer gänzlich neuen Situation wie der Corona-Krise, mit all ihren Besonderheiten.
Website von Natascha Küderli: www.nataschakuederli.com