Die kunstundhelden-Presseschau im Mai 2019: Banksy in Venedig, Marina Abramovic, neue Show von Björk in New York, Galerist David Zwirner, Monet und mehr…

kunstundhelden Presseschau Januar 2019 Pexels_Digital Buggukunstundhelden Presseschau Januar 2019 Foto: Pexels, Digital Buggu

Welche Themen dominierten in den letzten Wochen die Feuilletons? Was waren die Aufreger, wer war Liebling der Kultur-Journalisten? Die aus unserer Sicht interessantesten Fundstücke im Mai 2019 hier zusammengefasst und verlinkt zum Nachlesen.

Monopol

Banksy in Venedig 

Mal wieder ist es dem Streetart Künstler Banksy gelungen die Kunstbranche zu foppen. Letztes Jahr wurde aus seinem Bild „Girl with Balloon“ kurzerhand „Love is in the Bin“, indem sich das Bild  selbst schredderte, nur wenige Augenblicke nachdem es bei Christies für 1,2, Millionen Euro versteigert worden war. Jetzt hat sich der Künstler – von all den anwesenden Kunst-Experten unbemerkt – auf die Venedig Biennale „geschummelt“. Erst war ein Graffito von Banksy an einer Hauswand in Venedig aufgetaucht und jetzt, zwei Wochen später, tauchte ein Video auf dem Instagram-Account des Künstlers auf, das eine zweite Aktion des Künstlers in der Lagunenstadt dokumentiert. Darin zu sehen: Vermutlich der Künstler selbst, mit Hut und nur von hinten gefilmt, wie er in der Nähe des Markusplatz einen Verkaufsstand mit Gemälden aufbaut. Wie ein Puzzle ergeben die einzelnen Bilder zusammen ein großes Kreuzfahrtschiff. Der mehrdeutige Titel der Arbeit: „Venice in Oil“.  Elke Buhr, Chefredakteurin von MONOPOL fragt sich in einem Kommentar „warum blieb Banksy in Venedig unerkannt?“, war die Stadt doch voller Kunstkenner…

DAZED 

Marina Abramovic 

Die Grand Dame der Performance Kunst, Marina Abramovic präsentiert auf der diesjährigen Venedig-Biennale im Palazzo Ca’ Rezzonico ihr erstes VR-Kunstwerk „Rising“. Der Klimawandel, abschmelzende Eisberge und das Ansteigen der Meeresspiegel sind Themen des Kunstwerkes – transformiert durch Virtual Reality“ in ein persönliches Erlebnis für den Betrachter. Wie ihre Rolle als Künstlerin mit der der Aktivistin verschmilzt, darüber spricht Abramovic in einem Interview mit Ashleigh Kane für DAZED: “Everybody who has done (Rising) had an emotional experience. I think this emotional experience can actually turn into action on their side – this is the basic idea. That you can be emotionally touched because of your own experience of seeing the melting (ice) in front of your eyes. You start thinking about what you can do on your own to change that.”

The New York Times, The Guardian 

Björk mit „Cornucopia“ in the Shed in New York: 

Nach ihren großen kommerziellen Erfolgen in den 90ern produziert die Isländische Sängerin Björk inzwischen nur noch Alben und Auftritte, die durch ihren experiemntellen Charakter weit abseits des Mainstreams liegen. Ihr neuster Wurf ist die Show „Cornucopia“, die sich zwischen Musik und bildgewaltiger Inszenierung bewegt und jetzt im niegelnagelneuen New Yorker Kunstzentrum the shed Premiere feierte. Feminismus und Klimawandel sind die beiden treibenden Themen der Künstlerin. Am Ende der Show erscheint sogar ein Video der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg mit einem Appell an die Zuschauer: “You say you love your children above all else, and yet you are stealing their future in front of their very eyes…“

Weitere Details zu „Cornucopia“ von Björk sind u.a. zu lesen in der New York Times und the Guardian

Lufthansa Magazin 

Der Galerist David Zwirner im Interview 

Neben Larry Gagosian ist er der erfolgreichste Galerist in New York: Der deutsche David Zwirner betreibt seit 25 Jahren seine Galerie mit Ablegern in London und Hongkong. In diesem unterhaltsamen Interview mit Ulf Lippitz für das Lufthansa Magazin plaudert der Galerist aus dem Nähkästchen und verrät: Das Verhandeln ist das Einzige, was ihm an seinem Beruf keinen Spaß macht. 

FAZ

Rekordsumme für Monet-Gemäde

So viel wurde bislang noch nie für ein Gemälde von Monet bezahlt: Für 111 Millionen Dollar wechselte nun ein Gemälde des französischen Impressionisten aus dem Jahr 1890, nach achtminütigem Bietgefecht den Besitzer. Das Gemälde, das Heuhaufen im Sonnenlicht zeigt aus der Serie „Meules“ ging angeblich an den Impressionismus-Sammler, Milliardär, SAP-Mitbegründer und Mitfinanzier des Potsdamer Museum Barberini Hasso Plattner sein. „Wie aus Geld Geld Heu wird“ titelt Anne Reimers in ihrem Artikel in der FAZ zu den monetären Superlativen der diesjährigen Mai-Auktionen in New York. Dabei schubste auch Jeff Koons als teuerster lebender Künstlern den britischen Maler David Hockney wieder vom Sockel. Koons liegt nun wieder auf Platz eins, da bei Christies einer seiner Hasen aus Stahl inklusive Aufgeld für 91,1 Millionen Dollar versteigert wurde.

ttt, Deutschlandfunk Kultur, Tagesschau 

Filmfestspiele von Cannes 

Zum ersten Mal in der Geschichte der Filmfestspiele von Cannes geht die Goldene Palme an einen Film aus Süd-Korea. Für seine Familien-Tragikomödie „Parasite“ erhielt Regisseur Bong Joon-ho die Auszeichung. Das ist Kapitalismus Kritik mit den Mitteln des Kinos: Raben schwarz und stark“, findet ttt. „Eine schwarze Komödie, wo einem das Lachen im Halse stecken bleibt“, sagt Anke Leweke von Deutschland Funk Kultur

Mehr zu den Preisträgern auch in der Tagesschau.

Sleek, CNN, meter-magazin.de

Venedig Biennale

Und nochmal zurück zur Venedig-Biennale…Bei der diesjährigen 58.Kunstschau ist viel Performance Kunst zu sehen. Anlass für Benoit Loiseau zu fragen: „ …has it turned into a sensationalist spectacle?“. In seinem Artikel für das Sleek Magazine thematisiert der Autor das neue live art programme der Biennale und die diesjährige Vergabe des goldenen Löwen an die zeitgenössische Opern-Performance im Lithauischen Pavillon. 

Einen interessanten Überblick über die Länder-Pavillons auf der diesjährigen Biennale gibt dieser Artikel von George Webster auf CNN Style. Webster bespricht u.a. die neuen Pavillons, die dieses Jahr zum ersten Mal dabei sind, wie zum Beispiel Ghana, „the protest Pavillon“ (Brazilien), „The friendship Pavillon“ (Finnland, Dänemark) und „The Post national Pavillon“ (Frankreich).

Der neue ghanaische Pavillon auf der Venedig Biennale wurde vom Stararchitekt Sir David Adjaye entworfen. Ghana präsentiert drei Künstler unterschiedlicher Generationen. Für jeden von ihnen hat der Architekt einen eigenen Raum kreiert, die alle miteinander verbunden sind. Das Ergebnis findet Ann Mbuti vom meter-magazin.de „besonders beeindruckend“ und weiter: „Entsprechend vielbeachtet ist der Neuling an der Biennale, was sich zwar einerseits auf die Bekanntheit des international gefeierten Adjaye zurückführen lässt, aber auch der grundsätzlichen Tatsache, dass Ghanas Position im internationalen Kunstdiskurs nicht mehr zu bestreiten ist.“ Als strategischer Berater des kuratorischen Konzepts war ursprünglich auch der im März dieses Jahres verstorbene Okwui Enwezor eingeplant gewesen (zuletzt am Haus der Kunst, München). der im März 

Parnass

Lawrence Weiner 

Laurence Weiner, der Altmeister der Konzept-Kunst ist not amused: „They fucked up!“, sagte Weiner unlängst in einem Interview mit Parnass und meinte damit das Wiener Haus des Meeres im Flakturm (einer von drei Zoos in Wien). Seit 28 Jahren prägte ein Schriftzug des Künstlers den Flakturm und referierte damit als Mahnmal auf die Novemberprogrome von 1938 (im Frieden der Nacht) / Smashed to pieces (in the still of the night). Der Schriftzug war nun während der Durchführung von Umbaumaßnahmen von der Fassade des Gebäudes entfernt worden. 

FRIEZE 

Freundschaft zwischen Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol 

Im TASCHEN Verlag ist ein neues Buch erschienen, das die Freundschaft zwischen Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol anhand persönlicher Fotos und Notizen des Pop Art Künstlers dokumetiert. Auf frieze.com sind einige Auszüge aus der neuen Publikation zu sehen. 

Kunstforum 

Der aktuelle Band von Kunstforum widmet sich dem hochinteressanten Thema Graffiti: „Man sieht es überall und versteht es doch nicht so richtig. Eine anonyme Parallelwelt im Verborgenen, nicht demokratisch, aber oft ein Zeichen für ein demokratisches Land…“ und weiter: „Es wird Zeit, dass sich die Kunstwelt intensiver mit den Bildern und Performances dieser Parallelwelt beschäftigt.“

Bis zum nächsten Mal!