Die kunstundhelden-Presseschau im Juni 2019. Diesmal mit den Themen: Madonna, kreative Liebespaare, Art Basel, IKEA, Kunst und Meditation, Frida Kahlo, Lars Eidinger, einem Reisetipp und mehr…

Bild: Pexels, Liis Saar

Welche Themen dominierten in den letzten Wochen die Feuilletons? Was waren die Aufreger, wer war Liebling der Kultur-Journalisten? Unser Mix mit den interessantesten Fundstücken der letzten Wochen hier zusammengefasst und wie immer verlinkt zum Nachlesen.

New York Times, Der Spiegel, Die Zeit, The Guardian 

Madonna 

Den Anfang macht die Queen of Pop, MADONNA! Ihr neues Album „Madame X“ ist erschienen und wird seit seiner Premiere beim diesjährigen ESC in Tel Aviv heiß diskutiert. Ein langes Feature von Vanessa Grigoriadis ist in der New York Times erschienen. Darin interviewt die Autorin die Künstlerin und reflektiert über deren bisherige Karriere, Höhen und Tiefen, ihren heutigen Status in der Pop-Welt und das Älterwerden. Ausserdem erfährt man, dass Madonna Kunst sammelt, u.a. Bilder von Frida Kahlo, die sie – aufgrund ihrer kleinen Körpergröße (1,58 m) – niedrig hängt und dass sie mit Jean-Michel Basquiat liiert war. 

Madonna selbst ist allerdings mehr als unzufrieden mit dem Artikel von Grigoriadis: „Madonna fühlt sich durch das Zeitungsportrait vergewaltigt“ schreibt der Spiegel. Wie Madonna nämlich über ihren Instagram-Account verlauten ließ, ärgert sie sich vor allem über „never ending comments about my age which would never have been mentioned had I been a MAN!“ 

Auch Die Zeit teilt ordentlich aus gegen Madonna. Daniel Gerhardt schreibt: endlich wieder Eventpop! Das neue Album von Madonna ist ein Olympiastadion voll schlechter musikalischer Ideen für eine bessere Welt. Aber wenn schon Trash, dann so.“ Laut Gerhardt eignet sich der ein oder andere Song des Albums gut als „musikalische Untermalung für Saufspiele“. 

Weitaus positiver bewertet Kitty Empire in ihrer Revue in The Guardian das neue Madonna-Album: „a splendidly bizarre return to form“, räumt jedoch ein, dass die einprägsamsten Titel des Albums gleichzeitig auch die sonderbarsten seien. 

Monopol 

Kreative Liebespaare

Von Künstlern das Lieben lernen….Denkt man an Beziehungen zwischen Künstlern fallen einem vor allem große Dramen und Skandale ein. Doch dass es durchaus einige positive Dinge gibt, die man als „Normalo“ von Künstlerpaaren lernen kann, erzählt die Literaturwissenschaftlerin Barbara von Bechtolsheim in einem Interview mit Saskia Trebing für Monopol. Bechtholsheim forscht zu Künstlerpaaren, gibt Workshops und Seminare zum Thema und verrät im Interview die eine oder andere Besonderheit von Künstlerbeziehungen. 

Deutschlandfunk

Eröffnung des Berliner Humboldt-Forums

Im November dieses Jahres sollte das Berliner Stadtschloß (Grundsteinlegung 2013) als „Humboldt-Forum“ wiedereröffnet werden. Drei der alten Barock-Fassaden wurden rekonstruiert, an der Spree-Seite wird der Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella umgesetzt. Das Humboldt-Forum soll zukünftig verschiedene Museen beherbergen. Doch der Zeitplan kann nicht eingehalten werden und auch der neue Eröffnungs-Termin im September 2020 ist nicht ohne Weiteres einzuhalten. Wie Christiane Habermalz im Deutschlandfunk berichtet, versucht Kulturstaatsministerin Monika Grütters Druck auf ihren Kabinettskollegen Horst Seehofer auszuüben, damit dieser mehr Personal für die Fertigstellung des Prestigeobjektes zur Verfügung stellt. Die Verzögerung bei der Fertigstellung des Baus bringt auch weitere Kosten mit sich, die auf mindestens 20 Millionen geschätzt werden. An den Feierlichkeiten zum Humboldt-Geburtstag in diesem Jahr hält Grütters dennoch immer noch fest. So soll am 13. und 14. September dieses Jahres eine Geburtstagsfeier im Humboldtforum stattfinden – notfalls auf der Baustelle….

Der Tagesspiegel, Artnet News, Der Spiegel, zeit.de 

Art Basel 

Die Königin aller Kunstmessen, die Art Basel hat auch mit ihrer diesjährigen Ausgabe wieder 290 internationale Galerien in Basel zusammengeführt. Trotz „vermuteter Politisierung“ der Messe findet Jens Müller vom Tagesspiegel, das in Basel eigentlich alles war wie immer: „Teure Kunstwerke, etablierte Galerien und eine große Dichte an Rolex-Uhren und Gucci-Schuhe. Die Kunstmesse Art Basel bleibt sich treu.“

Welche Kunstwerke für welche Preise verkauft wurden, das hat Caroline Goldstein für Artnet News in ihrem „Price Check!“ zusammengetragen. Die Preisspanne reicht von 20 Millionen (Gerhard Richter) bis runter auf 11.000 US Dollar.

Das Malheur, das einer drei Jahre alten Besucherin der Art Basel unterlaufen ist, hatte einen hohen Nachrichtenwert und lief über alle Kanäle. Das kleine Mädchen, das mit seiner Mutter die Messe besuchte, soll vom Kinderwagen aus nach einem Flügel einer überdimensionierten Fliege der Künstlerin Katharina Fritsch im Wert von 50.000 € gegriffen und diese dadurch vom Sockel gerissen haben. Nachdem anfangs das Gerücht kursierte, das Kunstwerk sei zerstört worden, dementierte die Art Basel dieses inzwischen, wie der Spiegel berichtete. 

Ein Kunstwerk der Art Basel, das in diesem Jahr für Aufsehen gesorgt hat, ist die Installation „The Safe“ des Künstlers Abdulnasser Gharem aus Saudi Arabien. Im Unlimited Sektor der Messe hat der Künstler einen weißen Raum eingerichtet, der bewusst auf die weiße Zelle anspielt, in der letztes Jahr der saudische Journalist Jamal Khashoggi höchstwahrscheinlich ermordet und vor Ort zerstückelt wurde. Werner Bloch beschreibt in der Zeit seinen Eindruck von der Installation Gharems:„Ein steriler Ort des Schreckens“. 

stayinart 

Der neue Kurator der Art Bodensee 

Aram Haus ist neuer künstlerischer Leiter der Art Bodensee, die vom 28. bis 30. Juni 2019 in Dornbirn stattfindet. Im Magazin stayinart ist ein Interview mit dem Kurator, Konzeptkünstler und Mitbegründer der ACHSE Enterprises erschienen. Darin spricht Haus über seine Motivation für seinen kuratorischen Auftrag, den er darin sieht „unterschiedliche Subkulturen und Minikulturen in Europa zueinander zu bringen und den Dialog über Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten zu fördern.“ Und weiter: „Ich bin überzeugt davon, dass die EU über die Kultur wesentlich näher zusammenrücken kann als durch die Wirtschaft. Ich arbeite daran, das Interesse für andere Kulturen zu fördern.“

Artsy

Kunst und Meditation 

Begriffe wie „Mindfullness und Meditation“ sind momentan hoch im Kurs und auch in der Kunstwelt gibt es einen Trend zur achtsamen Kunstbetrachtung. So sind in amerikanischen Museen Meditationsworkshops in Museen bereits seit längerem gang und gäbe, wie die Autorin Kelsey Ables in ihrem Artikel für Artsy berichtet und auch gleich den Selbstversuch startet. Fazit: „Meditating at a Museum helped me to connect more deeply with Art“.

Dazed, Deutsche Welle

Frida Kahlos Stimme?

Eine mexikanische Bibliothek hat kürzlich eine Sprachaufzeichnung gefunden, bei der es sich möglicherweise um die einzige Aufzeichnung der Stimme von Frida Kahlo handeln könnte. Auf dazeddigital.com kann man die Aufzeichnung anhören. 

Inzwischen „mehren sich jedoch die Zweifel“ an der Originalität des Tonbands, wie die Deutsche Welle in diesem ausführlichen Artikel berichtet. Noch immer prüfen Experten der National Phonothek das Tonband, absolute Sicherheit wird es vermutlich nie geben.

AD Magazin 

Olafur Eliasson und IKEA 

Der dänische und in Berlin lebende Künstler Olafur Eliasson ist mit seinem Sozialunternehmen Little Sun eine Kooperation mit IKEA eingegangen um eine Kollektion aus Solarenergiespeichern zu entwickeln. Die handgroßen Geräten können als Lichtquelle oder zum Laden kleinerer elektronischer Geräte verwendet werden und sollen ab 2021 in allen IKEA-Fillialen erhältlich sein, wie Clara Westhoff im AD Magazin berichtet.

Tagesspiegel 

Ai Wei Wei Retrospektive 

In der Kunstsammlung NRW (K20 und K21) in Düsseldorf ist noch bis zum 1. September die Retrospektive von Ai Wei Wei zu sehen. Nicola Kuhn befasst sich in ihrem Artikel im Tagesspiegel eingehend mit der Ausstellung und dem Versuch, zu ergründen in welchem Verhältnis beim politischen Künstler Ai Wei Wei Selbstinszenierung und Engagement zueinander stehen. Am Ende, so scheint es, bleiben mehr Fragen als Antworten.

Monopol

Lars Eidinger 

Lars Eidinger zählt definitiv zu den erfolgreicheren deutschen Schauspielern. In diesem unterhaltsamen Interview mit Anika Meier für Monopol gesteht Eidinger, der zur Zeit im Aachener Kunstverein seine erste Ausstellung als bildender Künstler zeigt, u.a. dass er nervös wird, wenn er in der Vorstellungsrunde des Elternabends seiner Kinder sagen muss, dass er Schauspieler ist. Hach, solche Probleme möchte man haben…..

WDR Westart

Johann König, „Blinder Galerist“

Mit 12 Jahren erblindete Johann König durch einen Unfall in seinem Kinderzimmer. Heute, zahlreiche Augenoperationen später, zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Galeristen. Jetzt hat König ein Buch veröffentlicht (Johann König, Blinder Galerist, Propyläen Verlag), in dem er über den Unfall, seine Kindheit in der Kunstwelt (Sohn des Kurators Kasper König) und seine Galeristen-Karriere mit eingeschränktem Sehvermögen erzählt. Einen kleinen Vorgeschmack auf das Buch gibt dieser Fernsehbeitrag von Westart.

AD, Introspective Magazine 

Last but not least: ein Reisetipp

In Roquebrune Cap Martin an der französischen Côte d’Azur baute 1929 die irische Designerin Eileen Gray die Villa E.1027. In Paris war Gray bereits für ihre extravaganten Möbel bekannt, hier, an einer malerischen Steilküste, versuchte sie sich zum ersten Mal auch an der Realisierung eines Architektur-Entwurfs und schuf damit ein Juwel moderner Architektur. Die Villa, die wie ein Schiffsdampfer über dem Meer thront wurde von Gray bis ins kleinste Detail, von der Fassade bis in den Innenraum des Hauses ausgestaltet und war darüber hinaus eine Liebesbekundung an ihren Lebensgefährten Jean Badovici, für den sie das Gebäude errichten ließ. Das veranschaulicht alleine schon der Name E.1027, der für die Initialen der beiden Hausbewohner steht (E steht für Eileen, 10 für den zehnten Buchstaben des Alphabets J für Jean, 2 steht für den zweiten Buchstaben des Alphabets B für Badovici und 7 steht für den siebten Buchstaben des Alphabets G für Gray).

Die gelungene Architektur der Villa rief auch einen Freund des Paares, nämlich keinen geringeren als Le Corbusier auf den Plan, der sich nach anfänglichen Besuchen schließlich selbst oberhalb des Hauses architektonisch verewigte und die Unités des Camping (Ferienhäuser) und seinen Cabanon (eine Holzhütte, ausgelegt auf eine Person) errichtete und 1965 beim Baden im Meer vor der Küste verstarb.

Nach Jahren, in denen sich vor allem E.1027 in schlechtem Zustand befand, sind die Gebäude mittlerweile umfassend restauriert worden und erstrahlen jetzt in neuem Glanz. Darüber berichtet Ulrich Clewing im AD Magazin und auch das Introspective Magazin (tolle Fotos!).

Mehr Informationen über die Architektur und ihre Geschichte sowie praktische Infos zur Anreise und die Besichtigungszeiten der Häuser findet man auf dieser Website des Cap Moderne.

Gute Reise und bis zum nächsten Mal!

Eileen Gray et Jean Badovici, Villa E-1027, © Manuel Bougot